Ostara – Eostrae – Frühjahrsäquinoktikum - Frühlingstagundnachtgleiche.
21.März
Das schwer umstrittene Ostara liegt genau auf dem astronomischen Frühlingsbeginn, der dieses Jahr am 21.3. statt findet. Zur Tagundnachtgleiche halten Licht und Dunkelheit sich die Waage. Es ist ein kurzer Moment des Gleichgewichts der aber zur Herrschaft des Lichts, zur hellen Jahreszeit, führt.
Mit diesem solaren Fest feiern wir das dritte der acht Feste im heidnischen Jahreslauf. Ostara hat seine umstrittenen Wurzeln aber nicht nur im anglo-sächsischen Bereich, so gab es um die Zeit des 22-25 März herum rituelle Festivitäten zu Ehren der phrygischen Göttin Kybele und ihres Sohnes/Geliebten Attis.1
Ostara ist nicht nur ein neuheidnischer Festtag, sondern vor ein von Jakob Grimm hergeleiteter Name für eine germanische Frühlingsgöttin deren Existenz nicht wirklich geklärt ist. Grimm hat Ostara, bzw. Eostrae nicht erfunden, sondern bezieht sich als Quelle auf die Schriften des angelsächsichen Mönches und Kirchenhistorikers Beda.
Ostara wird durch die Lichtsymbolik der erstarkenden Sonne auch mit Aurora, bzw. Eos der Göttin der Morgenröte in Verbindung gebracht. Durch die Fruchtbarkeitsriten dieses Tages aber auch als germanische Entsprechung für den Aspekt der nordischen Freyja als Liebesgöttin. Die historischen Quellen und wissenschaftlichen Meinungen zu Ostara sind recht verwirrend und allesamt umstritten, wahrscheinlich ist es, dass es sich bei dem Ursprung Eostrae um eine Matrone, bzw. geografisch begrenzte kleine Fruchtbarkeitsgöttin handelte, die etwas überinterpretiert wurde.
Nach heutigem Forschungsstand läst sich leider nicht genau klären, ob es jemals eine Göttin namens Ostara /Eostre wirklich gab. Interessant ist allerdings, dass sich Grimms hergeleiteter Name in Deutschland oft als Flur- und Ortsname wieder findet (z.B. Osterode im Harz, Osterfeld in Westfalen).2
Der junge Sonnengott und die Göttin in ihrer Ausprägung als jungfräuliches Mädchen begegnen sich an diesem Tag zum ersten Mal. Sie sind dabei ihre Persönlichkeiten und ihre Kraft zu entfalten, die große Vereinigung zu Beltaine wirft schon ihren bezaubernden, anziehenden Schatten auf das noch junge und unberührte Paar. Es ist eine Zeit der jugendlichen Leichtigkeit und des Flirtens. Der Frühling ist da und pulsiert nicht nur durch die Adern von Flora und Fauna, sondern auch durch die der Menschen.
Es ist die Zeit der ersten Aussaat, Segnung der Felder, Zeit um neue Projekte tatkräftig anzugehen.
Selbst in unserem naturfernen Großstadtleben merken wir, wie sich die neuen Geister regen. Die ersten Dinge können im Garten getan werden, Hecken und Bäume werden zurück geschnitten, die ersten Dinge im Frühbeet gepflanzt und die Strahlen der Sonne genossen.
In einigen paganistischen Traditionen wird davon ausgegangen, dass die große Hochzeit in Form einer Vereinigung schon jetzt zwischen Gott und Göttin vollzogen wird , es ist aber wohl davon auszugehen, das dies wohl mit Regionen im Zusammenhang steht, in denen der Frühlingsbeginn früher einsetzt. Landstrich in denen die Natur erst voll in den Folgemonaten erwacht, sehen hier eher Beltaine als Datum für die Vereinigung an.3
Archaisch anmutende Bräuche mit Osterfeuern, oder brennenden Osterrädern die von Hügeln hinab gerollt werden gelten an diesem Tag als Sinnbild für das Sonnenrad, das nun endgültig die Herrschaft über das Leben zurück erlangt und die winterliche Todesstarre vertreibt. Das Leben hat über den tödlichen Winter gesiegt. Das Leben hat den Tod verschlungen und das Jahresrad beginnt sich nun rasant in seinem unendlichen Lauf zu drehen während es Natur und Menschen in seinen Tanz zieht. Eine Zeit des Übermut, der Freude.
Hase und Ei als gelten um Oastara als typisches Fruchtbarkeitssymbol. Angeblich soll dies auch darauf zurück zu führen sein, dass in der Zeit des Frühlings (und zwar nur dann) der Mond einen hasenförmigen Fleck aufweist. Das Eier und Hasen gerade zu dieser Jahreszeit (und nicht zum Beispiel zu Beltaine) als Sinnbild für die Fruchtbarkeit an allen Orten auftauchen liegt wohl an der bäuerlichen Lebensweise der Menschen damals, die uns heutzutage kaum nachvollziehbar erscheint. So war es für die Menschen damals ein sichtbares Zeichen des Frühlings, wenn die Hühner wieder anfingen Eier zu legen. Dank diversen Supermärkten und ausgeklügeltes Geflügelzucht, werden wir nämlich heutzutage nicht mehr mit der biologischen Uhr der Federviehs konfrontiert, denn eigentlich legen Hühner im Winter (so gut wie) keine Eier. Da es im Winter zu kalt zur Fortpflanzung ist und um potentielle Küken auszubrüten, respektive das Huhn seine Ressourcen schonen muss, um die kalte Jahreszeit zu überstehen stellen unsere domestizierten Frühstücksei-Lieferanten (in natürlicher Umgebung, nicht in Legebatterien) bei schwindendem Tageslicht genauso schwindend ihre Arbeit ein. Ein sich ebenso häufig vermehrendes Tier ist der Feldhase (der sich inzwischen leider auf der Liste der bedrohten Tierarten befindet). Die Häsin kann 3-4 mal im Jahr 2 – 4 Junge werfen. Die ersten Jungtiere erblicken auch im März das Licht der Welt.
Frühling ist also – ganz simpel formuliert – die Zeit, wenn die Natur anfängt zu knospen, die Tage länger werden, Hühner Eier legen und neugeborene Hasen über die Wiesen hüpfen. Wie es der Zufall so will – alles Ereignisse, die sich um die Frühlingstagundnachtgleiche herum abspielen, Zusammenhänge die dem eng mit der Natur lebenden Menschen aufgefallen sein dürften und sich in seinen Festen widerspiegelte und auch in christliches Brauchtum übernommen wurde.
Auch in Form von Bauernregeln hat dieses Wissen bis heute überlebt: „Halt den Samen jetzt parat für die erste Frühjahrssaat.“ und „Siehst du im März gelbe Blumen im Freien, magst du getrost deinen Samen streuen.“
Das christliche Ostern – für die meisten christlichen Gruppierungen ist es wegen Jesu Auferstehung und der Sündenvergebung das wichtigste Fest - ist eines der wenigen nach dem Mond ausgerichteten Feste und somit ein beweglicher Feiertag. Der Tag des Osterfests (Ostersonntag) errechnet sich durch den ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn, ist also im Gegensatz zum verwandt erscheinenden Ostara im Zeitraum relativ stark variabel.
Im christlichen Bereich: Auch hier erwacht der Lichtbringer, der Sonnengott zu neuem Leben: Jesu Auferstehung von den Toten. Es ist ein Fest der unfassbaren Freude, der Veränderung und neuen Form der Kraft. Ein interessanter(und aus heidnisch-ketzerischer Sicht pikanter) Aspekt ist, dass der Wiederauferstande zuerst auf Maria Magdalena trifft.
Auch im Christentum haben rund um Jesus Christus natürlich archaisch anmutende Feuerbräuche überlebt. In der Liturgie der Osternacht durchleben die Gläubigen zunächst bewusst die Passion Christi. Den Tod und die darauffolgende Wandlung und Wiederkehr in das Leben. Mit in der Kirche brennenden Osterkerzen werden später die Osterfeuer entzündet. In der Jerusalemer Grabeskirche ist die geheimnisvoll-mystische Entzündung des Osterlichts im heiligen Grab das zentrale Ereignis der Osterfeierlichkeiten. Das Licht – Sinnbild für Glaube, Hoffnung und Ewigkeit, wird von den Gläubigen aufgenommen und in die Häuser der Stadt getragen.4
Die biblische Erzählung erinnert den obektiven Betrachter doch wieder sehr stark an heidnische Überlieferungen und Ansichten des Gottes. Das jüdische Passah-Fest findet zur gleichen Zeit statt.
Assoziierte Farben: Grün, Gelb und leuchtendes Rot zur Darstellung von pulsierender Lebenskraft und -Saft, sowie für das Element Feuer / die Sonne. Rot kann hierbei auch für das frische Mondblut der jungen Göttin stehen, ein Zeichen für ihr Frau-werden und ihren sich wandelnden Leib und dessen erwachende Fruchtbarkeit.
Möglicher Altarschmuck: Frisches Grün und Frühlingsblumen, Primeln, Hyazinten, Osterglocken, Traubenhyazinthen, (rot gefärbte) Eier, Gebildbrot, Osterfiguren (Hasen, Hühnchen, Nester etc.), Sonnendarstellungen
Magischer Aspekt: Gott und Göttin begegnen sich hier zum ersten Mal. Der Winter ist besiegt, wir feiern lautstark das Leben welches die eisige Erstarrung endlich abgeworfen hat, tanzen und genießen die freie Jahreszeit aufbrodelnden Gefühle. Die Stimmung ist nicht mehr besinnlich und in sich gekehrt, sondern die Energie kann endlich tatkräftig ins außen strahlen. Die lang gehegten Pläne aus den dunklen Ruhemonaten werden jetzt endlich aktiv umgesetzt. Die Saat wird in fruchtbare Erde gepflanzt um aufzugehen und unsere Projekte gedeihen zu lassen.
Speisen: Gebildbrote in Form von Sonnenrädern, Osterlamm aus Teig, Geflochtene Hefezöpfe mit eingebackenen bunten Eiern. Frische Kräuter, Frühlingsgemüse wie z.B. Radieschen, Rettich, Kohlrabi, Rosenkohl, knackige grüne Salate (Eisberg, Blattsalat, Feldsalat), Spinat, Lauch, Frühlingszwiebeln etc.. Milch- und Eierspeisen in allen Variationen.
Übung: Eine Jahresaufgabe! Nutze die Jahreszeit und säe etwas in deinem Garten, zum Beispiel ein erdverbundenes Gemüse wie Karotten/ Radieschen. Selle dir vor, wie deine Wünsche, Ideen und Pläne die du gefasst hast genauso gedeihen wie die Pflanzen die du im Laufe der Monate hegst und aufziehst.
bitchwitch - 12. Mär, 16:31
das mit den hühnern erschien mir persönlich etwas suspekt als ich das gelesen habe am anfang. aaaaaaber ich habe dann nochmal nachrecherchiert in einem geflügelforum, das scheint tatsächlich so zu sein.
(gleiches gilt übrigens für imbolc das im zusammenhang mit ablammenden schafen gesehen wird. habe da auch stunden in so nem schaf-zucht-forum verbracht und mich durch beiträge gewühlt um raus zu kriegen ob die schafe wirklich zu dieser zeit werfen. *g*)
bb, B.
uuund, machen sies?
Ich finde das total interessant, welchen Bezug die Menschen früher zu den Jahreszeiten hatten. Uns kanns ja heutzutage hier egal sein, ob es Sommer oder Winter ist, wir haben immer gleichen Nahrngsmittel, die gleiche Arbeit und das gleiche Fernsehprogramm. Und die Bedeutung von den Jahreskreisfesten geht dadurch verloren, wenn man den Kontakt zur Natur nichtmehr hat und garnichtmehr versteht, warum es denn so toll ist, Eier zu essen oder sich über längere Tageshelligkeit zu freuen.